Pro Megawatt 100 Euro gespendet

Nordfriesland Tageblatt vom 21.07.2020

Windparks in der Region ermöglichen Anschaffung eines kostspieligen Mammographie-Gerätes für das Niebüller Krankenhaus

Stephan Unger, seit Februar Geschäftsführer des Klinikums Nordfriesland, freute sich sichtlich, als er in der Cafeteria der Klinik Niebüll seine Gäste begrüßte. „Ich freue mich, dass ich heute zu so einem Anlass einladen darf. Mein Dank geht an die Mitglieder des Fördervereins und an die großzügigen Spender, die es uns ermöglicht haben, hier in Niebüll ein neues Mammographiegerät für die Radiologie anzuschaffen. Es ist ein wichtiger Baustein, um die Frauen in ganz Nordfriesland versorgen zu können“, sagte Stephan Unger.

Windmüller machen mehr Geld locker als gedacht
Das neue Mammographiegerät hat einen Wert von 120.000 Euro und damit deutlich mehr, als sich das Klinikum Nordfriesland hätte leisten können. Zudem konnte Unger auch noch verkünden, dass die zunächst zeitlich begrenzte Optimierung diese Röntgengeräts – die Tomo-Synthese – nun auf unbegrenzt erweitert wurde. „Da die Spende großzügiger ausfiel, als von uns erwartet. Der Förderverein fragt immer nach unserem Bedarf und Bedürfnissen. Mein Dank gilt noch einmal den Mitgliedern und den Spendern, dass wir mehr haben dürfen als notwendig“, so der Geschäftsführer.

Ermöglicht hat das der Förderverein Klinik Niebüll mit insgesamt 70.000 Euro. „Von den Windmüllern kommen rund 65.000 Euro, die wir als Förderverein auf 70.000 Euro aufgerundet haben. Wir bekamen die Mitteilung, dass das alte Mammographiegerät abgehängt wird, und aus Husum das Signal, dass es wohl kein neues geben würde. Da hat der Mitarbeiter der Radiologie Peter Rickmers seinen Bruder Erk gefragt, der Geschäftsführer eines Windparks ist – und so kam die Aktion der Windmüller in Fahrt und bescherte uns ein sehr positives Ergebnis. So können wir in Niebüll wieder die Untersuchungen machen, die notwendig und wichtig sind“, erzählte Karl-Heinz Schmidt den schnellen Werdegang dieser Spendenaktion.

Dirk Burchardt, Arzt in der MVZ-Facharztpraxis Radiologie in der Klink Niebüll, hat schon erste Erfahrungen mit dem neuen Hightec-Gerät machen können. „Es kommt sehr gut bei den Frauen an. Die Untersuchungen sind damit schneller und qualitativ deutlich besser“. In Niebüll werden im Schnitt in der Radiologie damit 1.000 Frauen im Jahr untersucht.

Und auch Hans-Detlef Feddersen, Geschäftsführer des Bürgerwindparks im Lübke-Koog, freute sich als Vertreter der 30 Wind- und Solarparks aus 15 Gemeinden, hier helfen zu können. „Wir leben hier im ländlichen Raum mit all seinen Herausforderungen und Problemen. Die Bevölkerung hat gewachsene Ansprüche, auch an die medizinische Grundversorgung. Das ist ein wichtiger Punkt, um hier zu wohnen und auch wohnen zu bleiben. Vor diesem Hintergrund ist das Mammographiegerät unheimlich wichtig, es erhöht die Attraktivität. Wir als Windmüller haben die Landschaft verändert und tragen Verantwortung für die Region“, erklärt Feddersen.

Deswegen sei es für ihn und seine Kollegen keine Frage gewesen, ob die Windmüller hier unterstützend tätig werden würden, sondern es sei nur um das Wie gegangen. Schnell wurden sie sich einig, dass jeder Wind- und Solarpark je Megawatt installierter Leistung 100 Euro spendet. So kamen schnell insgesamt 65.000 Euro zusammen. „Wir freuen uns, dass wir unseren kleinen Beitrag leisten können.“

Fortlaufender Prozess
„Wir hätten gerne alle Spender der Wind- und Solarpark eingeladen, werden es später nachholen. In Verbindung mit dem OP-Neubau hier in Niebüll möchten wir die Anschubfinanzierung für ein MRT leisten. Als Förderverein sind wir nicht so schlecht aufgestellt, und vielleicht können wir ja in ein, zwei Jahren die Windmüller noch einmal bitten, uns dabei zu unterstützen“, richtete Karl-Heinz Schmidt als Vorsitzender des Fördervereins seinen Blick schon auf das nächste große Projekt.

„Unser Engagement für die Klinik Niebüll ist ein fortlaufender Prozess, keine einmalige Sache“, machte er deutlich. Dafür würde er sich im Förderverein gerne neue und vor allem jüngere Mitglieder wünschen. „Der Betrag ist nicht zu hoch“, wirbt Schmidt.

Foto: Diagnose mit modernster Technik: das neue Mammografiegerät in der Klinik Niebüll. Peter Rickmers (links), Dirk Burchardt und Davina Kesten aus der MVZ-Facharztpraxis Radiologie und Hans-Detlef Feddersen (rechts) als Vertreter der Wind- und Solarparks freuen sich über die Anschaffung.

Text und Foto © Wolfgang Pustal